Wohnen und Gewerbe in Nürnberg, Boxdorf – Nordost
Städtebaulicher Ideenwettbewerb mit Realisierungsteil 2016
2. Preis
in Zusammenarbeit mit Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung, Stuttgart &
Studio if+. Büro für Stadtentwicklung und räumliche Transformation, Köln
www.hp4.org
www.studioifplus.org
KONZEPT
Das neue Quartier in Boxdorf ist durch einen prägnanten Grünzug gekennzeichnet, der sich an zentraler Stelle zu einer Parksituation aufweitet. Davon ausgehend erstrecken sich grüne Finger in die Gewerbe- und Wohnbauflächen, die diese in einzelne Nachbarschaften gliedern, als frei- und sozialräumlich verbindende Elemente mit Spiel- und Aufenthaltsangeboten fungieren sowie als Luftleitbahnen für ein nachhaltiges Stadtklima wirken.
Durch dieses grüne Rückgrat entsteht nicht nur eine klare Orientierung im Quartier und eine gut proportionierte Gliederung der baulichen Entwicklung, sondern auch eine selbstverständliche Verschränkung mit dem umgebenden Kontext. Die besondere Freiraumstruktur schließt einen markanten Ring öffentlicher Räume in dem Stadtteil, der die bestehenden Sportanlagen, den Kothbrunnengraben und den Weiher, ein kleines Wäldchen und die vorhandenen öffentlichen Nutzungen und Infrastrukturen sowie die Haltestellen der zukünftigen Stadt-Umlandbahntrasse miteinander verknüpft.
FREIRAUM
Mit den unterschiedlichen Raumqualitäten von Parkanlage und Grünzug, grünen Fingern, Hofstrukturen und Wohnwegen werden gezielt verschiedene Öffentlichkeiten und Nutzergruppen angesprochen. Eine reduzierte, doch räumlich starke Gestaltung sorgt für aneignungsfähige öffentliche und halböffentliche Außenräume, die eine gewisse Offenheit und Flexibilität in der Raumnutzung ermöglichen.
Für die erdgeschossigen Wohnungen sorgen durch Hecken geschützte Privatgärten für intimen Freiraum. Den Bewohner der Obergeschosse in den Geschosswohnungsbauten bietet sich die Möglichkeit, nebst Loggien und Balkone, privaten Freiraum auf den Dächern in Anspruch zu nehmen. Patio-, Atrium- und Hofsituationen gestalten eine Vielzahl unterschiedlicher halböffentlicher Räume. Die Anordnung der Baukörper bildet Wohn- und Gewerbehöfe, die als identitätsstiftende Begegnungsräume gestaltet sind. Als kommunikative Aurazonen gestaltet, an denen sich Sitzgelegenheiten, Fahrradständer, Beschattung und Beleuchtungselemente kondensieren, stellen sie auch die Gebäudeerschließung sicher.
In den grünen Fingern liegen Nutzungsangebote für die Quartiersöffentlichkeit, die als inklusive Mehrgenerationenanlagen gestaltet sind. Gesundheitsfördernde Angebote für Senioren sind kombiniert mit Angeboten zur Sinneserfahrung, Spiel und Sport für Kinder und Jugendliche. Sie fördern den sozialen Austausch und bieten eine Vielzahl spezifischer Trainings- und Fitnessgeräte für die Aufrechterhaltung und Verbesserung von Gleichgewichtssinn, motorischen Fähigkeiten und Gedächtnisleistung.
Die langgestreckten Parkanlagen mit ihren extensiven, nutzungsoffenen Wiesen- und Feuchtwiesenflächen werden landwirtschaftlich gepflegt. Weitläufigen Fuß- und Radwege laden zur Bewegung und zum Verweilen auf einer der zahlreichen Sitzgelegenheiten ein, die einen weiten Blick ermöglichen.
Baumreihen und Baumdächer aus gebietsheimischen, standortangepassten Feldahorn, Eschen und Eichen sind ein Beitrag zur Stadtökologie im Bereich der Gründlachaue. Sie sind ein entscheidender Beitrag für ein lebenswertes Stadtklima, sorgen für kühlende Luftfeuchtigkeit und Aufenthaltsqualität im lichten Schatten der Baumkronen.
REGENWASSERBEWIRTSCHAFTUNG
Die Beschaffenheit des Bodens ermöglicht leider keine ausreichende örtliche Versickerung des Oberflächenwassers. Durch die großflächigen, entweder intensiv oder extensiv genutzten bzw. begrünten Dachflächen kann ein Teil des anfallenden Regenwassers zurückgehalten und verdunstet werden und somit zu einem angenehmen Stadtklima im Quartier beitragen. Trotz hoher baulicher Verdichtung in den Baufeldern wird der Versiegelungsgrad gering gehalten.
Das Regenwasser von Dach- und Verkehrsflächen wird vollständig an der Oberfläche geführt und in ein System aus bepflanzten Muldenrigolen in den Grünzügen gereinigt und infiltriert. Überschüssige Wassermengen sammeln sich in den Geländemodellierungen des zentralen Freiraums, die als Retentionsflächen und Feuchtbiotope gestaltet sind. Sukzessive wird das Wasser nach Norden über die städtische Feldflur 277 nördlich der Würzburger Straße in Richtung Gründlach abgeführt.