UPDATE Schwäbische Alb

Sommeruni 28.08.-06.09.2014
in Magolsheim
Universität Stuttgart in Kooperation mit dem KIT
Prof. Antje Stokman / Johannes Jörg (ILPÖ)
Prof. Dr. Johann Jessen / Daniela Walz (SI)
Prof. Kerstin Gothe / Lisa Matzdorf (KIT)
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70 km südöstlich von Stuttgart auf der Albhochfläche liegt Magolsheim, ein Dorf mit etwa 400 Einwohnern. Jahrzehntelang war der Ort durch die unmittelbare Nähe zum Truppenübungsplatz geprägt, der mit dem Abzug der Bundeswehr zum Kernstück des Biosphärengebietes Schwäbische Alb wurde. Eine einschneidende Veränderung, die zum ohnehin stattfindenden, für den ländlichen Raum typischen Strukturwandel hinzukommt. Nach einer Phase der aktiven Dorfentwicklung in den siebziger Jahren steht nun der nächste Entwicklungsschritt an – doch in welche Richtung soll es gehen?

Thema
Das gebaute Bild der Albdörfer spiegelt noch Zeiten wider, in denen in fast jedem Haushalt zumindest im Nebenerwerb in der Landwirtschaft gearbeitet wurde. Mittlerweile hat eine Konzentration auf wenige große Betriebe stattgefunden. Die Volumina der Wohngebäude und Scheunen sind für die moderne Landwirtschaft zu klein und für die zeitgenössischen Wohnanforderungen von Kleinfamilien zu groß, dunkel und energiebedürftig. Auch in der Landschaft fallen Form und Funktion auseinander: Die typischen Landschaftsbilder wie z.B. Wacholderheiden können nur noch mit schwer zu finanzierendem Aufwand gepflegt werden. Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz trug die militärische Nutzung lange zum Naturschutz bei. Nach ihrem Wegfall stellt sich auch hier die Frage, wie liebgewonnene und identitätsstiftende Landschaftsbilder sinnvoll erhalten werden können. Seit 2010 ist beispielsweise, so paradox es klingen mag, wieder ein Leopard-Panzer im Auftrag des Naturzschutzes unterwegs, um durch Fahrspuren provozierte Pfützen und Mulden zu erhalten, die der Gelbbachunke als Laichhabitate dienen. Eine Anpassung an diese Veränderungsprozesse fällt auch deshalb schwer, weil eine gemeinsame Zielvorstellung zeitgemäßen ländlichen Lebens in den Orten zu fehlen scheint.

Ablauf
Im Rahmen der SommerUni haben sich Lehrende der Universität Stuttgart und des KIT in Karlsruhe mit 19 Studierenden aus verschiedenen Hochschulen des deutschsprachigen Raumes für zehn Tage vor Ort begeben. Die Studierenden wurden in dieser Zeit bei Magolsheimer Familien untergebracht und erlebten so den Dorfalltag aus erster Hand. Die intensiven Eindrücke schlagen sich auch in der Konzeptfindungsphase nieder, was den Arbeiten eine Realitätsnähe verleiht, welche in dieser Form an der Universität selten entsteht.
Studierende der Universitäten und Fachhochschulen Berlin, München, Karlsruhe, Stuttgart, Konstanz und Wien stemmten in dieser knappen Zeit die Herausforderung, sich in kleinen Gruppen zusammenzufinden und gemeinsam zentrale Themen zu identifizieren, die das Leben auf der Alb heute und morgen prägen und prägen werden. Aus diesen Ansatzpunkten formulierten die Studierenden in wenigen Tagen Zukunftskonzepte, die neue und manchmal ungewöhnliche Wege sowohl für die Magolsheimer Bürger als auch für die Region Schwäbische Alb aufzeigten.
Begleitet wurde der Ideenfindungsprozess von Ausflügen in die nähere Umgebung, u.a. besichtigten die Studierenden genossenschaftliche Windräder in Ingstetten, eine Biogasanlage in Buttenhausen, den Hohensteiner Tisch der Künstlerin Ulrike Böhme sowie das Biosphärenzentrum Schwäbische Alb. Öffentliche Abendvorträge, nachzulesen im Kapitel „Vorträge“, zu Themen des ländlichen Raumes fanden während der zehn Tage im Bürgerzentrum Magolsheim statt und wurden auch von einem erweiterten Publikum aus der Region wahrgenommen. Expertengespräche und intensive Betreuung des Arbeitsprozesses boten eine gute Grundlage für die tiefere Bearbeitung der gewählten Themen.
Am letzten Tag schließlich fand die Präsentation und öffentliche Jurierung der Arbeiten statt, die auch beim anschließenden Backhausfest für Gespräche mit den Magolsheimern sorgten.