
Landschaftsarchitektur in Zukunft
Der Berufstand des Landschaftsarchitekten entspringt der höfischen Gartenkunst herrschaftlicher Anlagen, denen ein künstlerischer Ansatz zugrunde liegt. Der traditionell arbeitende Landschaftsarchitekt heute steht in dieser Tradition und sieht sich vorwiegend als Gestalter von Außenanlagen. Umweltaspekte wie Regenwasserbewirtschaftung, Ausgleichsmaßnahmen oder Ressourcenmanagement werden oft als notwendiges Übel betrachtet und technisch behandelt. Die klassische Landschaftsplanung hingegen hat einen naturwissenschaftlichen Ansatz und widmet sich planerischen Fragestellungen der Ökologie und des Naturschutzes. Ihr fehlt wiederum der gestalterische Aspekt.
Lange Zeit galt das Vorhandensein von Luft, Wasser, Erde, Pflanzen und Tieren als selbstverständlich. Im Zuge der Bevölkerungszunahme und der Umgestaltung menschlicher Lebensräume, ist diese Selbstverständlichkeit in vielen Teilen der Welt verloren gegangen. Die zunehmend gesundheitsgefährdenden Zustände in urbanen Räumen machen deutlich, dass die zeitgenössischen Problemstellungen der Landschafsarchitektur nicht mit ästhetischen Mitteln allein gelöst werden können. Der Nutzungsdruck des Menschen auf seine Landschaften erzeugt wirtschaftliche Notwendigkeiten, bei denen Umweltschutz oder gar Naturschutz als Hindernis gesehen werden. In vielen internationalen, schnellwachsenden Megacities herrschen in Bezug auf Trinkwasserversorgung, Luftqualität, Stadtklima oder Hochwasserschutz nicht nur suboptimale, sondern lebensbedrohliche Zustände. Doch wie lange können wir uns Stadträume und Landschaftsnutzungen leisten, die auf kurz oder lang unseren eigenen Lebensraum gefährden? Lösungswege aus dieser Sackgasse liegen nicht einer traditionell praktizierten Trennung von Gestaltung und Umweltschutz, sondern in einer Synthese der Beiden. Die Berufsfelder von Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung müssen sich gegenseitig befruchten.
Der Berufsstand der Landschaftsarchitekten beklagt bisweilen seine Rolle als Restflächengestalter. Doch diese Rolle hat er sich selbst zuzuschreiben. Bauingenieure, Umwelttechniker, Agrarwirte und Energieingenieure widmen sich der überlebenswichtigen Grundversorgung und Ressourcennutzung. Philosophen, Architekturvisionäre und Künstler regen zur Reflexion und zum Neudenken unserer Lebenswelten an. Die Landschaftsarchitektur muss sich positionieren als Visionär für die Landschaften der Zukunft! Landschaftsarchitektur hat das Potential eine gesellschaftlich gestaltende Rolle einzunehmen, mit Lösungsbeiträgen für Menschheitsprobleme. Sie kann landschaftliche Lösungsansätze liefern für sauberes Wasser, Abfallwirtschaft, Schutz vor Umweltkatastrophen, für erneuerbare Energie, Nahrungsmittelproduktion, öffentliches Verkehrswesen und Klimaanpassung. Landschafsarchitektur kann Motor sein für kulturelle Identität, regionalen Zusammenhalt und lokales Selbstbewusstsein.